Microsoft: KI lässt Emissionen um bis zu 40 Prozent steigen

2020 hat sich Microsoft vorgenommen, bis 2030 CO₂-neutral zu werden. Drei Jahre später gibt es aber nur einen Trend: nach oben.

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Renderbild eines Rechenzentrums von innen

"Alarm, Alarm!" könnte man schreien, wenn man Microsofts Umweltbericht sieht.

(Bild: vchal/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Der Hype rund um künstliche Intelligenz lässt den Ausstoß von klimaschädlichen Gasen bei Microsoft in die Höhe schnellen. Vom Juli 2022 bis Ende Juni 2023 (Fiskaljahr 2023) hat die Firma Emissionen in Höhe von 15,4 Millionen metrischen Tonnen CO₂-Äquivalente verursacht. Die Entwicklung zeigt sich damit konträr zum Plan, bis 2030 klimaneutral zu werden.

Diesen Plan hat Microsoft im Jahr 2020 gefasst. Als Basislinie zieht die Firma das Geschäftsjahr 2020 heran, in dem Microsoft je nach Rechnung für 11,9 Millionen bis 12,3 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente verantwortlich war. Binnen dreier Jahre stieg der Ausstoß jetzt auf 15,4 Millionen bis 17,2 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente – ein Plus von 29 beziehungsweise 40 Prozent.

Parallel stieg der Wasserverbrauch von knapp 4,2 Millionen auf gut 7,8 Millionen Kubikmeter. Der Strombedarf, größtenteils zum Betrieb der Rechenzentren, ist innerhalb der drei Jahre förmlich explodiert – von 11.284 auf 24.008 Gigawattstunden. Der Großteil davon (98 Prozent) stammt immerhin aus zugekauftem Ökostrom.

Im Gespräch mit Bloomberg räumt Microsoft-Präsident Brad Smith ein, dass der Anstieg an "neuen Technologien" liegt. Maßgeblich ist damit Hardware gemeint, die für das Training und den Einsatz von KI-Algorithmen notwendig ist. Microsoft stellt etwa ein Rechenzentrum für OpenAIs ChatGPT bereit.

Microsofts Emissionen an klimaschädlichen Gasen steigen weiter stark an. Eigentlich will die Firma bis 2030 CO₂-neutral sein – wenn man Projekte zur Bindung von CO₂ in die Rechnung aufnimmt.

(Bild: Microsoft)

Die Statistik könnte noch schlechter aussehen, denn die unzureichende Verfügbarkeit von Nvidias KI-Beschleuniger H100 hat maßgeblich den Bau neuer Rechenzentren limitiert. Hyperscaler wie Microsoft hätten noch mehr Rechenkapazität aufgebaut, hätten sie die Hardware dafür bekommen.

Ein weiterer Anstieg durch neue Hardware spiegelt sich schon jetzt in den Geschäftszahlen wider: In den ersten drei Quartalen des Fiskaljahres 2024 waren die Investitionsausgaben (Capital Expenditure, CapEx) mit 36,7 Milliarden US-Dollar bereits höher als im gesamten Fiskaljahr 2023 (31,9 Milliarden). Das Geld gibt Microsoft größtenteils für den Bau von Rechenzentren und den Kauf von Serverhardware aus.

Microsoft unterscheidet bei den Emissionen zwischen direkt und indirekt verursachten Ausstößen. Die direkt Verursachten machten dank des Ökostroms mit gerade einmal 3,5 Prozent nur einen winzigen Teil aus und sanken innerhalb der letzten drei Jahre. Indirekt machen drei Posten den größten Teil aus: Kapitalgüter (38,24 Prozent), die Herstellung gekaufter Güter und Dienstleistungen (36,23 Prozent) und die Verwendung verkaufter Produkte (14,05 Prozent).

Im Klartext: Die gekauften KI-Beschleuniger und Prozessoren werden mit klimaschädlichen Gasen hergestellt, die teilweise in die Atmosphäre entweichen. Dazu zählt etwa die "Ewigkeitschemikalie" Hexafluorethan (C2F6), dessen Treibhauspotenzial rund das 12.000-fache der gleichen Menge Kohlendioxid (CO2) beträgt; ein Kilogramm Hexafluorethan in der Atmosphäre wirkt also so schädlich wie mehr als 12 Tonnen CO₂. Einige Ewigkeitschemikalien lassen sich bisher nicht aus der Chipproduktion verbannen, weil sie unter anderem für hochpräzise Ätzschritte notwendig sind.

Microsoft benötigt für den Bau seiner Rechenzentren zudem eine erhebliche Menge Beton und Stahl. Künftig will die Firma auf klimafreundlich hergestellte Varianten umschwenken.

Projekte zum Klimaschutz sollen die Bilanz derweil langfristig verbessern. Durch aktuell geförderte Umweltprojekte sollen in den nächsten 15 Jahren gut fünf Millionen Tonnen CO₂ gebunden werden. Dazu zählen die Aufforstung verschiedener Regionen und im kleinen Rahmen Anlagen, die CO₂ aus der Luft binden.

(mma)