Ersatz für Nord Stream 1: RWE plant riesiges LNG-Terminal vor Rügen

Bis zu 38 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr will der Energiekonzern RWE vor Rügen per LNG anlanden. Die XXL-Pläne stoßen bei Umweltschützern auf Kritik.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 82 Kommentare lesen
Blue,Coloured,Hull,Large,Liquefied,Natural,Gas,(lng),Carrier,With

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.

Für die Insel Rügen gibt es Pläne für ein großes LNG-Terminal auf See, das alle bisherigen Anlandepunkte in Deutschland in den Schatten stellen würde. Das jetzt bekannt gewordene Vorhaben der RWE sieht eine Einspeisekapazität von bis zu 38 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr vor. Zum Vergleich: Das im Dezember in Betrieb genommene LNG-Terminal in Wilhelmshaven kann bis zu 7,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr importieren. Die durch Sabotage zerstörte Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 transportierte im Jahr 2021 bis zu 59 Milliarden Kubikmeter in einem Jahr. Umweltschützer kündigen bereits Widerstand an.

Bekannt geworden sind die Pläne vor allem durch das beim zuständigen Bergamt Stralsund laufende Antragsverfahren für eine 37,5 Kilometer lange Anbindungsleitung durch die Ostsee. Diese soll von dem Terminal in der Prorer Wiek, einer vorgelagerten Bucht, östlich von Rügen parallel zur Pipeline Nord Stream 2 durch den Greifswalder Bodden bis zu einem Anlandepunkt westlich der Erdgasempfangsstation Lubmin 2 verlaufen. Dort könnte das Erdgas in nationale Ferngasnetze eingespeist werden und auf die durch die Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 vorhandene Infrastruktur zurückgegriffen werden. Geplant ist eine Leitung mit einem Durchmesser von 1200 Millimetern. Antragstellerin ist die Gas Link Lubmin GmbH, ein Tochterunternehmen der RWE.

In einem ersten Schritt soll bereits Ende 2023 eine erste Terminalstation mit einer schwimmenden Regasifizierungseinheit (FSRU) in Betrieb gehen. Im Jahr 2024 soll das Terminal mit insgesamt zwei Plattformen und Anlegetowern, sogenannten Risertowern, weiter ausgebaut werden. Es könnte bis zu vier schwimmende Terminals aufnehmen, wodurch die sich die hohe Einspeisekapazität ergibt. Angeblich soll auch eine staatlich gecharterte FSRU an dem Terminal betrieben werden – hierbei könnte es sich um das Schiff handeln, das ursprünglich in Lubmin zum Einsatz kommen sollte. Dort ist bereits ein privat betriebenes Terminal im Betrieb, das aufgrund des geringen Tiefgangs des Greifswalder Boddens mit Zubringerschiffen arbeiten muss.

Die Deutsche Umwelthilfe kündigte bereits an, "alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, um diese gigantische Industrieanlage vor Rügen zu stoppen". Klimaschützer sehen in dem Vorhaben eine Festschreibung der Nutzung fossiler Brennstoffe. Neben negativen Auswirkungen auf die Natur werden von Anliegergemeinden und Politikern auch mögliche Nachteile für den Tourismus befürchtet.

(mki)